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Friedrich von Holstein

Friedrich von Holstein
Friedrich von Holstein

Staatsmann, Diplomat, genannt „Die Graue Eminenz“

geboren 24.04.1837 in Schwedt
getauft in der Kirche St. Katharinen am 16.05.1837
gestorben 08.05.1909 in Berlin

Friedrich von Holstein war Sohn eines Königlichen Kammerherrn und verlebte seine Kindheit auf dem Gut seiner Eltern in Trebenow. 1848 zogen seine Eltern nach Berlin. Friedrich machte dort mit noch nicht 17 Jahren sein Abitur, studierte Jura an der Berliner Universität und wurde nach dreijähriger Referendartätigkeit am Kammergericht 1860 zum diplomatischen Dienst zugelassen.

Von 1861 bis 1862 war er Attaché in Petersburg, 1863 bis 1867 Attaché in Brasilien, England und den Vereinigten Staaten. Seine Abenteuerlust führte ihn auf privaten Reisen in die Wildnisse von Nord- und Südamerika. Als Botschaftssekretär in Paris von Bismarck gegen den damaligen Botschafter verwendet, wurde er 1876 an das Auswärtige Amt in Berlin berufen. Hier wurde er ein enger Mitarbeiter des Reichskanzlers Otto von Bismarck. Seit 1885 stand er jedoch insgeheim in Opposition zu Bismarck und betrieb den Sturz des Kanzlers 1890 mit. Unter den deutschen Politkern der wilhelminischen Epoche gibt es wenige, über die jahrzehntelang soviel gemutmaßt wurde, wie über den Geheimrat Friedrich von Holstein.

Nach Bismarcks Abgang war er bis zu seiner eigenen Entlassung ein halbes Menschenalter faktisch Leiter der Politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes. Hierbei übte er beträchtlichen Einfluss aus und war quasi die Zentralfigur der deutschen Außenpolitik. Das Zwielichtige seiner Persönlichkeit und seines Handelns brachten mit sich, dass er noch im Dienst als „graue Eminenz“ des Auswärtigen Amtes bezeichnet wurde.

Holstein kämpfte gegen das persönliche Regiment Wilhelms II, namentlich gegen die Flottenpolitik und alles andere, das einer Einigung mit England im Wege stand, z. B. die Forcierung der Kolonialpolitik. Sowohl den russisch-englischen Gegensatz als auch die Position Deutschlands in der Welt überschätzt zu haben, darin besteht der historische Irrtum Holsteins. Nach seiner gescheiterten Politik auf der internationalen Konferenz von Algecira 1906 wurde Holstein entlassen.

Bekannt ist Holsteins ständiges Eintreten für die Interessen der untergeordneten Bediensteten des Auswärtigen Amtes. Im Rahmen seiner Mittel half er, auch nach dem Verlust seines ererbten Vermögens, häufig in der Stille.

Holstein war ein großer Naturfreund. Noch im vorgerückten Alter unternahm er gewagte Hochgebirgstouren. Eine andere Leidenschaft hatte er bis ins Alter: gutes Essen. Davon zeugt heute noch auf den Speisekarten der Gasthäuser das „Schnitzel à la Holstein“*, das von der Herkunft her oft mit der Landschaft Holstein verwechselt wird.

Friedrich von Holstein starb 1909 in Berlin-Kreuzberg als Wirklicher Geheimer Rat mit dem Titel Exzellenz. Seinem Wunsch gemäß wurde er auf dem Berliner Invalidenfriedhof beigesetzt. Sein Grab befindet sich neben dem von Scharnhorst.

* Schnitzel à la Holstein, auch fälschlicherweise als Holsteiner Schnitzel bezeichnet, ist Kalbsschnitzel mit Spiegelei, Anchovis oder Sardellen und Kapern.