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Charlotte Liebenow (geb. Welk)

Retterin der königlichen Lohn- und Soldkasse während der französischen Besatzung

geboren 1783 in Schwedt
gestorben 12.12.1862 in Schwedt

Charlotte Welk (auch Wilck) wurde 1783 als Tochter des königlichen Holzhofwärters Welk (1738–1811) geboren. Nach der Niederlage Preußens gegen die französische Armee im Jahr 1806 besetzten französische Truppen auch Schwedt und nahmen im Schloss Quartier. Dort befand sich auch der Sitz der Domänenkammer als Verwaltung der königlichen Besitztümer und der Barschaften. Domänen-Rentmeister, Hofrat Jungnickel, hatte die mit gemünztem Gold in Friedrichsdoren und silbernem preußischen Kurant gut gefüllte königliche Forst- und Salierenkasse – Lohn- und Soldkasse – zwar aus den Amtsräumen entfernt, die Gefahr des Entdecken des Geldes durch die zahlreichen Franzosen vor Ort bestand jedoch nach wie vor. Amtspersonen, die Kassen und Finanzen der Besatzungsmacht vorenthielten, konnten mit Strafen bis zum Tod belegt werden. Nach einem Plan ihres Vaters erklärte sich Charlotte Welk bereit, das Geld in einer mutigen Aktion aus dem Schloss zu schmuggeln. Verkleidet als altes Mütterchen, kam sie mit zwei Eimern in die Schlossküche, um vordergründig Küchenabfälle abzuholen. Unter großer Gefahr ging sie den Weg dreimal hin und zurück und transportierte, versteckt unter den Speiseresten, in sechs Eimern die Gold- und Silbermünzen aus dem Schloss hinaus. Es war der gesamte Bestand der königlichen Kasse, der dann unter Holzstapeln vergraben wurde.

Eine Belohnung lehnte Charlotte Welk ab, äußerte jedoch den Wunsch, dass ihr Verlobter und zukünftiger Mann, Johann Christian Liebenow, einmal die einträgliche Stelle ihres Vaters als königlicher Holzhofwärter bekäme, was ihr auch zugesagt wurde. Zur Einlösung dieses Versprechens musste die bürgerliche junge Frau wieder ihren Mut aufbringen und ein Schreiben an den preußischen König Friedrich Wilhelm III. richten. Dieser bestätigte Johann Christian Liebenow mit Datum vom 25. April 1812 das Amt des königlichen Holzhofwärters „in Betracht des von seiner Ehefrau bewiesenen guten Benehmens“. Am 19. November 1809 hatten Charlotte Welk und Johann Christian Liebenow geheiratet. Das königliche Schreiben, als stolzer Familienbesitz von Generation zu Generation weitervererbt, befindet sich heute im Besitz der Städtische Museen Schwedt/Oder. Charlotte Liebenow starb am 12. Dezember 1862 in Schwedt. Nachfahren, bis in die jüngste Generation, leben noch heute. Mutige Frauen gab es zu allen Zeiten in Schwedt, aber nur wenigen ist es vergönnt, wie Charlotte Liebenow in die Stadtgeschichte einzugehen.