Ehrenpreis des Landkreises (Archiv)
Mit dem „Ehrenpreis des Landkreises zum Tag der Deutschen Einheit“ zeichnet der Landkreis Uckermark alljährlich am 3. Oktober engagierte Bürgerinnen und Bürger aus, die sich um das Zusammenwachsen von Ost und West in der Uckermark verdient gemacht haben. Es geht dabei um Bürgerinnen und Bürger, die mit ihrem Engagement zeigen, wie Einheit im Kleinen und Großen verwirklicht werden kann und die den Einheitsgedanken mit Leben erfüllen. Es sind Menschen, die durch ihre Aktivitäten im beruflichen und alltäglichen Leben auf beispielhafte Weise das Zusammenwachsen von Ost und West in der Uckermark voranbringen und durch ihr Engagement und ihren Einfallsreichtum zu Akteuren der Einheit werden.
Pandemiebedingt konnte die Veranstaltung im vergangenen Jahr nicht stattfinden. Aus diesem Grunde erhielten die für 2020 vorgeschlagenen und bestätigten Personen den Preis in diesem Jahr.
Geehrt wurden:
- auf Vorschlag des Schwedter Bürgermeisters: Manfred Wilke und Karl-Heinz Lienert, ehemalige Geschäftsführer der Wohnbauten Schwedt GmbH, für ihre Verdienste zur Stadtentwicklung und beim Stadtumbau
- auf Vorschlag des Bürgermeisters der Gemeinde Uckerland: Frau Ilsa-Marie von Holtzendorff für ihr Engagement zum Erhalt und bei der Instandsetzung der Gutsanlage Wilsickow
- auf Vorschlag des Vorsitzenden der CDU-Kreistagsfraktion: Herr Jens Koeppen für sein politisches Engagement.
Manfred Wilke ist der ehemalige technische Geschäftsführer der Wohnbauten GmbH Schwedt/Oder (Dezember 1990 bis April 2017). Karl-Heinz Lienert ist der ehemalige kaufmännische Geschäftsführer der Wohnbauten GmbH Schwedt/Oder (Dezember 1990 bis April 2017). Beide zeichneten sich maßgeblich für die Wohnungsentwicklung und -ertüchtigung in der Nachwendezeit in Schwedt/Oder verantwortlich.
In den schwierigen 1990er-Jahren und zur Jahrtausendwende ist es der Führungsspitze im Schulterschluss mit der Stadtverwaltung gelungen, mit der Dreifachstrategie Modernisierung – Rückbau – Aufwertung, die Wohnungs- und Gebäudequalität in der Stadt grundlegend zu verbessern und eine Angleichung an Weststandards zu ermöglichen.
Insbesondere die umsichtige Einbeziehung der Einwohner- und Mieterschaft in die planerischen Prozesse mit ihren durchaus turbulenten Diskussionen trug zur Akzeptanz und Einsicht in die notwendigen Stadtumbaumaßnahmen bei, um ein qualitativ positives Lebens- und Wohnumfeld in der Stadt zu gewährleisten.
Mit der Wende standen ostdeutsche Wohnungsunternehmen wie die Wohnbauten GmbH Schwedt/Oder vor enormen Herausforderungen und Schwierigkeiten, die in ganz Ostdeutschland gleichartig waren: verunsicherte Mieterschaft, übergroßer Instandhaltungsbedarf, eine komplizierte Rechtslage hinsichtlich des Wohnungsvermögens und sich anbahnender Wohnungsleerstand, den es zu kompensieren galt.
In den turbulenten 1990er-Jahren konzentrierte sich die Geschäftsführung frühzeitig auf die Neustrukturierung des ehemaligen VEB Gebäudewirtschaft zur GmbH, teilweise durch Wissensaustausch und Hilfestellung von Unternehmen der Wohnungswirtschaft in der Partnerstadt Leverkusen und der Dachorganisation der West-Berliner Wohnungswirtschaft (Berliner Wohnungsgesellschaft Stadt und Land). Mit diesem Netzwerk im Hintergrund galt es, die Probleme anzugehen. Denn eins war klar: der hohe, fast alle Gebäude betreffende Modernisierungs- und Instandsetzungsbedarf, die Verbesserung des Wohnumfeldes und die Differenzierung des Wohnungsangebotes waren nicht kurzfristig lösbar. So wurden die 5000 Badsanierungen und zusätzliche 500 Balkonanbauten an Bestandsgebäuden sukzessive ab 1999 über einen Zeitraum von 10 Jahren verwirklicht.
Ihr unermüdliches berufliches Wirken zum Wohl des kommunalen Unternehmens und der Stadt Schwedt/Oder war geprägt von hohem sozialen Einfühlungsvermögen, der Rücksichtnahme auf die Mieterschaft, aber auch dem nötigen Willen bzw. Mut und der Durchsetzungskraft, unpopuläre Entscheidungen treffen zu müssen, sie zu vertreten und zu verteidigen. Werte und Eigenschaften, die indirekt zum neuen Gesicht der Stadt unwiderruflich beigetragen haben und so manche hitzige Diskussion im Rahmen der Stadtumbauprojekte in friedliches Fahrwasser haben laufen lassen. Denn heutige Vorzeigeprojekte und Wohnquartiere wurden anfangs oft skeptisch und ablehnend betrachtet, da es ein Eingriff in das gewohnte Lebensumfeld war und auf Grund von Weg- und Leerzug der Menschen der großflächige Abriss und Umbau unausweichlich war.
Im Nachhinein erfreuen sich die intensivsten Umbau- und Sanierungsprojekte wie das Wohngebiet „Am Kniebusch“ (1995–1997) und „Külz-Viertel“ (2002–2005) größter Beliebtheit und hoher Wohnzufriedenheit. Vor allem mit letzterem Projekt wurde in einer Mixvariante aus Rück-, Um-, An- und Ausbau bzw. Sanierung seinerzeit Neuland betreten. Mit Fördermitteln aus dem Bund-Länder-Programm „Stadtumbau Ost – für lebenswerte Städte und attraktives Wohnen“ konnte die Lebens-, Wohn- und Arbeitsqualität in dem Wohngebiet und in der ganzen Stadt nachhaltig gesichert und erhöht werden.