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Eine besondere Ehrung für Kurt Scheffler (Archiv)

Die Mitglieder des Fördervereins für die Städtischen Museen Schwedt/Oder „Otto Borriss“ e. V. haben Kurt Scheffler für eine besondere Ehrung vorgeschlagen. Gründe dafür sind sein uneigennütziges Engagement im Sinne des Gedenkens an die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges.

Am 22. Mai 2011 öffnete Bürgermeister Jürgen Polzehl das Goldene Buch der Stadt Schwedt/Oder, in das sich Kurt Scheffler eintrug.

Foto: Scheffler und der Gedenkstein
Kurt Scheffler am Gedenkstein für die namenlosen Kriegsopfer.
Wer ist Kurt Scheffler? Er wurde am 15. Juli 1914 in Kunow, einem kleinen Dorf im damaligen Kreis Greifenhagen (heute Gryfinow) geboren. Er erhielt seine militärische Grundausbildung in Schwedt beim Pionierbatallion 32 und fand auch nach dem Abschluss seiner Ausbildung hier eine Anstellung als Tischler (Zivilangehöriger).

Mit 25 Jahren, gerade verheiratet, musste er in den Krieg und an Kämpfen in Frankreich und Rußland teilnehmen. Er erlebte als junger Mann, wie Kameraden neben ihm verwundet oder getötet wurden, Hunger, Kälte und Brutalität. Diese Erlebnisse ließen ihn nie wieder los. Auch die Zeit von 1945 bis 1950 in verschiedenen Gefangenenlagern der Sowjetunion, die er wie durch ein Wunder überlebte, hat ihn geprägt.

Nach seiner Entlassung aus der Gefangenschaft kehrte er krank und völlig abgemagert 1950 nach Schwedt zurück. Er fand hier Arbeit, konnte seine Familie nachholen und bezog eine kleine Wohnung. Aber all die friedlichen Jahre konnten die schrecklichen Kriegsereignisse, Erlebnisse und Ängste nicht überdecken. Er hatte Glück, diesen Krieg überlebt zu haben. Wie viele junge Männer seines Alters wurden in den Kämpfen getötet, unbekannt verscharrt, ohne Information an die Angehörigen und ohne Grabstein?

Kurt Scheffler fühlte sich seit Jahren in der Pflicht, den Gefallenenfriedhof im Schwedter Park Heinrichslust zu betreuen. Er harkte das Laub, brachte Wasser für die Blumen und Bepflanzungen und beriet so manchen Besucher, der hier nach Angehörigen suchte. Er hat alle 362 namentlich Bekannten im Kopf, manche der Gefallenen sind ihm sogar persönlich bekannt gewesen. Diese Arbeiten erfüllte er aus einem inneren Bedürfnis heraus, machte nicht viel Aufhebens darum und erhielt auch keine finanzielle Unterstützung.

In großen Massengräbern wurden – ohne namentliche Erfassung – auch Zivilisten beerdigt, die bei dem Artilleriebeschuss auf Schwedt im April 1945 ums Leben kamen oder die in ihren Häusern verschüttet wurden.

Um auch diesen Menschen ein Andenken zu setzen, kämpfte Herr Scheffler für einen zusätzlichen Grabstein „DEN GEFALLENEN, VERMISSTEN, IN GEFANGENSCHAFT VERSTORBENEN SOLDATEN UND BÜRGERN DER STADT SCHWEDT ZUM GEDENKEN 1939–1945“. Mit noch 90 Jahren setzte er sich mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Verbindung, sammelte Geld für sein Vorhaben, überzeugte auch die Stadtverwaltung von seinem Vorhaben und spendete selbst 500 Euro. Drei Jahre brauchte die Vorbereitung, dann konnte 2004 der Stein gesetzt werden.

Foto: Gedenktafel
Inschrift der Tafel: „Hier wurde im März 1945 ein junger Soldat von Faschisten erhängt, weil er den Frieden wollte“
Im Sommer 2006 ließ Kurt Scheffler im Stengerhain die Schrift auf dem Denkmal für den jungen, im März 1945 erhängten Soldaten erneuern – auf eigene Kosten. Die Schrift war sehr verblasst und unleserlich geworden. „Es ist wichtig, dass das Geschehene nicht vergessen wird“, sagt er.

Kurt Scheffler ist ein wichtiger Zeitzeuge, der sich für das kulturelle Gedächtnis der Stadt Schwedt/Oder aktiv verdient gemacht hat. Sein Engagement gilt dem Wachhalten der Erinnerung an die Toten des Zweiten Weltkrieges und an die Gefahr von Gewaltherrschaft und Krieg. Gleichzeitig ist ihm die Ehrung der Gefallenen wichtig. Damit gibt er als Vertreter der Kriegsgeneration die Mahnung des Nicht-Vergessens an die Nachgeborenen weiter.

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