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Interessengemeinschaft www.Militärgefängnis-Schwedt.de (Archiv)

Die Interessengemeinschaft www.Militärgefängnis-Schwedt.de hat am 13. Juni 2009 zum 1. Treffen nach Schwedt/Oder eingeladen. Neben ca. 15 ehemaligen Insassen und Wachhabenden nahmen Vertreter der Stadt Schwedt/Oder, der Lokalpresse, des Militärhistorischen Forschungsamtes Potsdam und der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik teil.

Foto: Blick aus einem vergitterten Fenster
Blick aus dem 1989 fertiggestelltem Gebäude auf Baracke 4

Zuerst wurde das Gebäude der ehemaligen Disziplinareinheit besichtigt. Hier waren die Wehrdienstleistenden untergebracht, die eine Disziplinarstrafe von drei bis vier Monaten verbüßten. Erst mit der Übernahme der Militärstrafeinheit des MDI durch die NVA 1982 wurde der Komplex Disziplinareinheit mit Küche, Stabsgebäude und Wachposten mit Besucherzimmer gebaut. Die Aufnahme der Personalien der Neuankommenden erfolgte im Stabsgebäude. Außerdem wurden die Gefangenen fotografiert.

Foto: Besichtigung der Flure und Zellen
Steffen Grundmann (rechts) und Museumsleiterin Anke Grondon beim Rundgang in der Disziplinareinheit

Im Erdgeschoss des Disziplinargefängnisses befanden sich links sechs Arrestzellen und rechts die Produktionsstätte für den Leuchtenbau. Hier und im BMK arbeiteten die Inhaftierten von 7 bis 16 Uhr. Sie trugen Schwarzkombis. Davor und danach erfolgte die ein- bis eineinhalbstündige militärische Ausbildung auf der Teilsturmbahn vor dem Gebäude. Alle Aktivitäten erfolgten im Laufschritt. Auf einer Stube waren vier Personen untergebracht.

Hinter der Disziplinareinheit befand sich die Militärstrafeinheit. Mit dem Bau des EVW in den 60er Jahren wurde die Militärstrafanstalt von Behrendshof/Uckermünde nach Schwedt verlegt. Die Barackenstruktur war bereits auf den Bauplänen für das EVW Schwedt verzeichnet. Beide Bereiche waren durch eine ca. 2 Meter hohe Mauer voneinander getrennt. Diese umfasste den gesamten Bereich Militärstrafanstalt. Gesichert wurde das Gelände durch umlaufende Wachposten (Wehrdienstleistende) mit Hunden. Diese waren in einer separaten Baracke im Bereich Disziplinareinheit untergebracht. Der Zugang zwischen beiden Bereichen erfolgte durch eine Schleuse. Ein weiterer Wachposten mit Gefangenenbibliothek befand sich am Ende der das Objekt umlaufenden Zufahrtsstraße. Auch hier erfolgte der Zugang über ein Tor und eine Schleuse.

Bis zur Fertigstellung des eingeschossigen Militärstrafanstaltgebäudes im Januar 1989 wohnten die Inhaftierten in drei Baracken. Die unterkellerte Baracke 1 stand auf einem Steinsockel und war durch einen Zaun von den anderen getrennt. Hier wurden die „Politischen“ untergebracht. Nach Aussage eines Inhaftierten, kam immer zum Paragraphen 220 (öffentliche Herabwürdigung des Staates) ein Diebstahlsdelikt hinzu. Zur Arbeit gingen die „Politischen“ in den Keller. Sie bauten Lampen zusammen.

Foto: Militärstrafanstaltgebäude
Erst im Januar 1989 wurde dieses Gebäude fertiggestellt.

Parallel dazu stand die Baracke 2 mit dem medizinischen Versorgungspunkt und dem Speiseraum. Im Med-Punkt versorgten Vertragsärzte aus dem Krankenhaus die Inhaftierten. Schwere Fälle wurden in Seelow stationär behandelt.

In Baracke 3 und 4 waren wieder Inhaftierte in kleinen Schlafräumen mit neun Personen untergebracht. Diese arbeiteten im Kofferbau auf dem unmittelbar daneben liegendem Industriegelände, in Pinnow und im BMK. Gearbeitet wurde in Schichten. Die Arbeitsgruppe im Kofferbau bestand aus 8 Personen. Das militärische Aufsichtspersonal wohnte mit der Familie in Schwedt, die Unverheirateten im Ledigenheim in der oberen Etage des Stabsgebäudes.

Foto: eingewachsene und eingezäunte Ruine
Reste der Kofferbau-Werkhalle

Im Anschluss an die Besichtigung legte Steffen Grundmann, der Initiator der privaten Interessengruppe, das Ziel der Gruppe dar. Auf der Internetplattform gibt es 188 registrierte Benutzer. Davon sind vermutlich 30 nur einmalige Leser. Ziel des Forums ist es, zu analysieren, was in der Disziplinareinheit und dem Militärstrafvollzug wirkliche passiert ist, um den Mythos Schwedt zu relativieren. Die Privatinitiative hat bereits zahlreiche Archivrecherchen durchgeführt. Dr. Rüdiger Wenzke, wissenschaftlicher Direktor des Militärhistorischen Forschungsamtes, fasste die Literatur und die Aktenlage zusammen.

Literatur:

  • Frühjahr 1990 Artikel in der Zeitung „Trend“
  • 1990 Artikel „Im Kittchen waren noch Zimmer frei“ (Hauptmann Pfotenhauer wird zitiert)
  • 1995 in der Zeitschrift Militärgeschichte
  • 1999 Film des mdr „Wer dort war schweigt“ (in Zusammenarbeit mit Herrn Wenzke entstanden)
  • Stefan Wachtel „Delikt 220“
  • Dissertation der Juristen Nicole Kamper und Joseph Wagner
  • Buch „Staatsfeinde in Uniform“
  • 2009 erscheint „Hinter Gittern“ (20 Seiten zu Schwedt)

Aktenlage:

  • Militärarchiv Feiburg/Breisgau: Chronik
  • Bundesarchiv Berlin: MDI Zeit bis 1982
  • Landeshauptarchiv Potsdam: 60er Jahre und Lageeinschätzung im Februar 1982
     

Wenzke sieht auf jeden Fall Verknüpfungen zwischen dem Leben in der Stadt Schwedt und der Militärstrafanstalt, wie z. B. Kooperationsbeziehungen zu Schwedter Schulen. Wichtige Eckpunkte bei der Erforschung der Thematik sind die Archivrecherchen, schriftliche Zeitzeugenberichte und Sachzeugen. Arno Polzin, Sachbearbeiter bei der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, arbeitet unter Leitung von Dr. Kowalczuk an einem Forschungsprojekt, das sich mit dem Einfluss der Staatssicherheit auf den Militärstrafvollzug in Schwedt beschäftigt. Es gibt drei Möglichkeiten der Recherche: die individuelle Akteneinsicht eines jeden, die externe Forschung durch Medien, Journalisten, Forscher oder Historiker und die behördeneigene Forschung. Wichtig für die Antragstellung sind der Name und das Geburtsdatum. Alle Beteiligten der abschließenden Diskussionsrunde waren sich einig, dass es eine objektive Aufarbeitung geben muss. Die ehrenamtliche Arbeit des Internetforums wurde gewürdigt. Alle Institutionen wünschen sich, dass die Interessengruppe weitermacht.

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