Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie (MWAE)

 

Steinbach: „Tourismus noch weit von der Normalität entfernt, aber das Gros der Akteure bleibt für die Zukunft optimistisch“

Branche bleibt auch im Sommer 2021 deutlich hinter Erfolgszahlen früherer Jahre zurück

Potsdam, 27. Oktober 2021. „Der Deutschland-Tourismus genießt hohen Stellenwert. Gleichzeitig hat sich die Nachfrage der Gäste verändert. Themen wie Digitalisierung, Mobilität und insbesondere Nachhaltigkeit werden auch für den Tourismus immer wichtiger. Das kommt der Angebotsstruktur in Brandenburg entgegen und birgt neue Potenziale für die Tourismusbranche.“ Das sagte Wirtschaftsminister Jörg Steinbach heute bei einem Pressegespräch. Die Branche profitiere auch vom wachsenden positiven Image des Landes und trage selbst erheblich dazu bei. Das gehe weit über die Urlaubsreise hinaus, so Steinbach: „Arbeitskräfte in der Industrie erwarten eine attraktive Lebens- und Freizeitinfrastruktur. Das bietet die Chance, im Zusammenspiel der Branchen Arbeitsplätze und Wertschöpfung im gesamten Flächenland Brandenburg zu entwickeln. Auch die Stadt-Land-Beziehung zu Berlin hat eine neue Dimension erreicht, aus dem touristischen Besuch in der Fläche resultiert immer öfter auch ein Wohnortwechsel.“

Die bisherige statistische Bilanz des Tourismusjahres 2021 (für die Monate Januar bis August) weist bedingt durch die Dauer der coronabedingten Einschränkungen im Vergleich zu 2020 einen weiteren Rückgang von 12,6 Prozent aus. Die Dimension des Rückgangs wird im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 besonders deutlich: Die Zahl der Übernachtungen ist von rund 9,9 Millionen für die ersten acht Monate 2019 auf jetzt 6,25 Millionen gesunken, und dies in allen Angebotssegmenten. Vergleicht man die Sommermonate Juni bis August, ist der Rückgang allerdings deutlich geringer ausgefallen. Hier gab es im Vergleich zu 2020 ein leichtes Plus von 1,6 Prozent, obwohl erste internationale Reiseziele ebenfalls wieder um Gäste warben.

Während die naturnahen, autarken Angebote wie Camping, Ferienhäuser/-wohnungen und der Bootstourismus moderatere Verluste im Vergleich zu 2019 verzeichnen, gibt es den gravierendsten Einschnitt bei Hotellerie, Gasthöfen und Pensionen. Dort sind die Übernachtungszahlen im Zeitraum Januar bis August von 4,767 Millionen im Jahr 2019 auf 2,631 Millionen 2021 zurückgegangen – ein Minus von 45 Prozent. „Insbesondere die Tagungswirtschaft wird sich dauerhaft auf Veränderungen einstellen müssen“, sagte Steinbach. Eine Chance zur Neuaufstellung könnten aus seiner Sicht kleinere, nachhaltig konzipierte Formate im ländlichen Raum darstellen.

„Die Branche ist noch weit von der Normalität entfernt. Es ist also richtig, wenn wir derzeit noch in hohem Maße Unterstützungsleistungen anbieten, damit wir die Strukturen so weit erhalten, dass in absehbarer Zeit wieder eigenständiges wirtschaftliches Handeln möglich wird“, erklärte der Minister mit Verweis auf die umfangreichen Hilfen vom Bund und Land. Von 44.600 Anträgen in den verschiedenen Überbrückungshilfen einschließlich der November- und Dezemberhilfen kamen über 12.200, also mehr als ein Viertel, aus dem Tourismusbereich. Noch höher ist der Anteil bei den ausgezahlten Hilfen: Von 652 Millionen Euro flossen rund 40 Prozent (262 Millionen Euro) allein an die Tourismuswirtschaft.

Die Ergebnisse einer Unternehmensbefragung der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg weisen auf Veränderungen in einer letztlich aber doch optimistischen Branche hin. TMB-Geschäftsführer Dieter Hütte: „Die Branche stellt sich den pandemiebedingten Herausforderungen und blickt dabei grundsätzlich optimistisch in die Zukunft. Auch wenn die Krise keinesfalls überwunden ist, bietet das touristische Angebot gute Voraussetzungen, um wieder an die Erfolge der letzten Jahre anknüpfen zu können. Mit dem StarD-Programm des Wirtschaftsministeriums können wir wichtige Impulse setzen. Wichtig ist jetzt, für die nächsten Monate zu werben, um Herbst und Winter als attraktive Reisezeit für Brandenburg noch stärker in den Köpfen zu verankern.“

Parallel zu den aktuellen Bemühungen im Umgang mit der Pandemie rücken in der Branche mittelfristige strategische Fragen in den Blickpunkt. „Dazu werden wir uns in den kommenden Monaten mit den touristischen Akteuren neu verabreden“, lädt Minister Steinbach die Branche zu einem gemeinsamen Strategieprozess ein. „Der Slogan ,Das Weite liegt so nah‘ war nie zutreffender als jetzt. Wir wollen das als Chance annehmen, uns mit unseren erfolgreichen Themen neu zu positionieren. Brandenburg ist eine Zukunftsregion“, sagte Steinbach abschließend.

Nach dem Auftakt beim Tourismustag in Bad Saarow startet am 28. Oktober in Wittenberge eine Reihe von vier Regionalkonferenzen, an die sich weitere Beteiligungsformate wie Online-Dialoge und thematische Werkstätten anschließen.